In Halle gibt es nicht nur historische Meilensteine wie den Ganzmeilenstein in Ammendorf oder den Halbmeilenstein in der Moritzburg, sondern auch mindestens einen historischen Kilometerstein. Der Kilometer wurde im Jahr 1874 als neues Längenmaß eingeführt und bereits für das Jahr 1875 kann man mit einer Karte, die Olaf Eilfeld 2014 im Meilenstein-Journal der Forschungsgruppe Meilensteine vorstellte, 97 Standorte von Kilometersteinen entlang der wichtigsten Straßen der Innenstadt nachweisen.
Kein einziger davon hat sich - auf bisherigem Kenntnisstand - erhalten, allerdings gibt es einen Stein in der Reilstraße 28 an der Stadtteilbibliothek Nord. Wenn Kilometersteine im 100-Meter-Abstand stehen, nennt man sie auch Hektometersteine. Das ist aber nur sinnvoll, wenn die Angabe auch tatsächlich in Hektometern erfolgt, also nicht wie in unserem Fall durch ein Komma (1,9) getrennt wurde.
Der Stein gegenüber von Reilshof befindet sich 1,9 Kilometer vom Kleinschmieden entfernt, was sich daraus erklärt, dass seit den 1840er Jahren eine Verbindungschaussee das Reileck (Chaussee Magdeburg-Leipzig) mit Kleinschmieden (Chaussee Berlin-Kassel) verband. Bis dahin verlief die Hauptstrecke nach Magdeburg über das Steintor, wo sich beide Chausseen direkt kreuzten. Die preußische Staatschaussee Magdeburg-Halle-Leipzig (1788-1801) war die erste Fernchaussee Deutschlands seit der Römerzeit.
In späterer Zeit wurden die Steine scheinbar komplett abgebaut und neue Steine im Kilometerabstand gesetzt. Der neue Nullpunkt dieser Setzung war nun der Rote Turm. Von diesem ist der Stein 2,0 Kilometer entfernt. Er hat sich wohl nur erhalten, weil er mit dem Haus verbunden ist.