Seit mehr als 25 Jahren beschäftigt sich die Forschungsgruppe Meilensteine mit einem Halbmeilenanzeiger, der sich im Innenhof der Moritzburg befand. Bereits im Jahr 1991 rätselte man, ob dieser von der Bundesstraße 80 oder aber von der B 91 stammt. Unterlagen dazu gab es schon damals im Museum in der Moritzburg keine. Da somit weder der genaue Zeitpunkt der Einlagerung noch der Standort bekannt waren, musste man sich auf Indizien stützen. Seitdem wurde mal die eine mal die andere These verteidigt, doch schließlich einigte man sich im Jahr 2006 darauf, dass er von der B 91 stamme und dort zwischen der Damaschkestraße und der Mündung der Albert-Ebert-Mündung stand.
Die Schwierigkeit der Lokalisierung erklärt sich daraus, dass sowohl zwischen Halle und Langenbogen als auch zwischen Halle und Halle-Ammendorf die Meilensteine verschollen sind, auf beiden Straßen aber identische Meilensteine (rote Obelisken und Glocken) verwendet wurden. Westlich der Altstadt verschwanden sie wohl mit dem Bau von Halle-Neustadt und der neuen F 80, südlich mit der Erweiterung der Stadt in diese Gegend. Da zumindest ermittelt werden konnte, dass der Stein in den frühen 1960er Jahren in die Moritzburg kam, ist er offenbar mit dem Bau der Buna-Hochhäuser dorthin gebracht worden. Entstanden ist die Chaussee im Abschnitt Halle-Merseburg in den Jahren 1819 bis 1821, so dass der Stein laut der Tafel aus dem Jahr 1821 stammt.
Versuche den Stein wieder an der alten Stelle oder zumindest in unmittelbarer Nähe des ehemaligen Standorts aufzustellen, scheiterten an einem enormen Bürokratieaufwand, bei dem fast ein Dutzend verschiedene Stellen je mit ausführlichen Unterlagen um Erlaubnis hätten gebeten werden müssen. Daher organisierte die Forschungsgruppe eine Sanierung des Meilensteins in Sangerhausen und einigte sich mit der Stiftung Moritzburg auf eine museumspädagogisch sinnvolle Wiederaufstellung im Innenhof.
Diese Maßnahme erschien auch daher stimmig, weil so das Verständnis für diese Distanzanzeiger gestärkt werden konnte und ein gewisser Schutz vor Vandalismus und Unfällen gegeben ist. Meilensteine stehen heute unter Denkmalschutz, selbst dann, wenn sie nicht ausdrücklich in den gängigen Listen aufgeführt werden. Dennoch kommt es immer wieder zu bedauernswerten Vorfällen. So konnten zwar die nächsten Meilensteine entlang der B 91 gesichert werden: Der von Ammendorf wurde umgestellt, der von Schkopau nach der Bergung ebenfalls neu aufgestellt. Doch in Merseburgs Norden wurde ein solcher aus Unkenntnis bei Straßenbauarbeiten zerstört, ebenso in Halle-Trotha.
Das Schicksal der Meilensteine westlich von Halles Altstadt konnte bisher noch nicht endgültig geklärt werden. Dort findet sich erst in Langenbogen wieder einer, danach dann regelmäßig bis hin nach Eisleben Obelisken und Glocken, zum Beispiel am Kernersee, in Seeburg oder Aseleben. Auch westlich von Eisleben haben sie sich regelmäßig erhalten, so dass an einen gezielten Abbau bei Halle gedacht werden muss, der wohl in den 1870er Jahren erfolgte.
Die dem Meilenstein beigegebene Glastafel zeigte die verschiedenen Formen der Meilensteine an der Straße und berichtete:
Preußischer Halbmeilenstein 1821
Sandstein
Ursprünglich aufgestellt beim Bau der Kunststraße
Halle-Merseburg-Weißenfels-Zeitz in
Halle/Saale, heute Merseburger Straße, an der
westlichen Seite stadtauswärts zwischen
Damaschkestraße und Theodor-Neubauer-Straße.
Eine Preußische Meile entspricht 7532,48 m.
Restauriert durch die Forschungsgruppe Meilenstein e.V.
Mehr zur Geschichte dieses Halbmeilensteins findet sich in der Veröffentlichungen der Forschungsgruppe, etwa im Arbeitsmaterial Nr. 21 (1991) sowie im Meilenstein-Journal Nr. 37 (1999), Nr. 52 (2006), Nr. 57 (2009), Nr. 60 (2010) oder auch Nr. 67 (2014).
Im Jahr 2018 wurde der Stein zunächst auf eine Palette gesetzt und an die Ostseite des Hofes umgesetzt, dann wurde er anderer Stelle eingelagert.