Der große deutsche Schriftsteller Johann Wolfgang v. Goethe (1749-1832) war fast überall und fand es vielerorts schön. Daher kann es nicht verwundern, dass man gern an ihn erinnert. In Halle war er vor allem häufiger in Giebichenstein und dort bei seinem Freund Johann Friedrich Reichardt, weshalb sich in Reichardts Garten auch das zentrale Denkmal (1946; Richard Horn) befindet.
Bekannt ist seine Empfehlung an Friedrich Schiller, dem er 1803 schrieb: „Versäumen Sie ja nicht, sich in Halle umzusehen, wozu Sie so manchen Anlass finden werden.“ Aufgrund seiner verschiedenen Funktionen war er besonders um 1800 herum häufiger in Halle zu Gast. Mal auf dem Weg zu Bergwerken, mal als Gast der Familie Niemeyer, um den Arzt Johannes Christian Reil zu konsultieren oder auch als Hörer an der Universität. Er badete sogar an den Weingärten in der Saale, wie die Mitteldeutsche Zeitung am 4. Juli 2015 berichtete.
Neben diesem Denkmal gibt es aber noch andere Spuren in der Saalestadt, die im Zusammenhang mit dem bekanntesten deutschen Dichter stehen. Dadurch, dass er viele Gedichte schrieb, existieren zahlreiche Sinnsprüche, die sich auf verschiedene Situationen anwenden lassen.
Zunächst einmal sind die Steinsetzungen in Reichardts Garten zu nennen. Zu ihnen gehören eine Goethebank und zwei Steine mit Zitaten aus Werken Goethes. Diese fungieren als Begrüßungsworte für den Eintretenden. Der Stein im Südwesten zitiert:
Alle menschlichen Gebrechen
suehnet reine Menschlichkeit.
Er wurde im Dezember 1947 von der Goethegesellschaft gestiftet. Der Stein im Osten zitiert ein Gedicht aus dem Jahr 1776:
Feiger Gedanken
Bängliches schwanken
Weibisches Zagen
Ängstliches Klagen
Wendet kein Elend
Macht dich nicht frei
Allen Gewalten
Zum Trutz sich erhalten
Nimmer sich beugen
Kräftig sich zeigen
Rufet die Arme
Der Götter herbei
Schließlich findet sich in Reichardts Garten, wo seine Gedichte erstmals vertont wurden, der „Philomelenstein“, den bereits Reichardt aufstellen ließ und der dem guten Freund ein erstes Denkmal in Halle setzen sollte.
Dich hat Amor gewiß o Sängerin fütternd erzogen:
Kindisch reichte der Gott dir mit dem Pfeile die Kost.
So durchdrungen vom Gift die harmlos atmende Kehle,
Trifft mit der Liebe Gewalt nun Philomele das Herz.
(Er)rich(tet) von J F Reichardt zur Erinnerung an Goethe.
Ein drittes Denkmal befindet sich in der Universitäts- und Landesbibliothek, wo eine Büste vor dem Lesesaal aufgestellt wurde. Hier sieht man ihn zusammen mit seinem Freund Friedrich Schiller.
Die typischste Erscheinungsform des Goethegedenkens in Halle ist aber auch außerhalb von Reichardts Garten die Steinsetzung. So wurde 1932 anlässlich des 100. Todestages ein solcher auf dem Kellerberg in der Dölauer Heide aufgestellt und auch Radewell besitzt einen Goethestein. Auf ihm steht:
Nur der verdient sich
Freiheit wie das Leben
Der täglich sie erobern muß.
Goethe
Eine letzte Gruppe im Kreis der Goethegedenkstätten in Halle bilden die Zitat-Inschriften. Solche finden sich an mindestens drei Stellen. An der Treppe, die vom Hansering zum Stadtgottesacker hinauf führt, stehen seine Worte quer entlang der Hangwand:
Edel sei der Mensch,
hilfreich und gut,
denn das allein unterscheidet ihn
von allen Wesen die wir kennen.
Am Wasserturm Süd findet sich ebenfalls ein Goethezitat. Hier steht über der Eingangstür:
Alles ist aus dem Wasser entsprungen.
Alles wird durch das Wasser erhalten.
Im Institut für Chemie auf dem Weinbergcampus findet sich schließlich eine Wandgestaltung von Elsbeth Lenné aus dem Jahr 1955 mit seinen Worten:
Wer gegen sich selbst und andere wahr ist und bleibt
besitzt die schönste Eigenschaft der grössten Talente.
Eine zweite derartige Wandgestaltung von Elsbeth Lenné (1955) ist dort ebenfalls durch ihre Enkelin nachgewiesen.
Es ist nicht genug zu wissen
Man muss auch anwenden
Es ist nicht genug zu wollen
man muss auch tun
Im Paulusviertel wurde eine Straße, auf dem Boulevard das Kino (Goethe-Lichtspiele) und am Waisenhausring eine Schule nach Goethe benannt, auch gibt es seit 1947 die schon erwähnte Goethe-Gesellschaft, die als Ortsvereinigung der weltumspannenden Organisation fungiert und zuletzt 2010 die Jahrestagung der sechzig deutschen Ortsvereinigungen nach Halle holte. Sie ist für die meisten der hier genannten Denkmäler verantwortlich und organisiert einmal im Monat eine Goethe-Veranstaltung.
Nicht mehr vorhanden sind Gedenkplatten in der Brüderstraße und am sogenannten Unterschmelzer in der Wittekindstraße. Das Goethe ein Faible für Halle hatte, hat Erich Neuß (1939) auch aus den patriotischen Zeilen entnommen, die er – vor dem Hintergrund der Befreiungskriege – zur Eröffnung des Theaters in Halle (im damaligen Barfüßerkloster am Uniplatz) am 17. Juni 1814 in sein Werk “Was wir bringen, 6“ einbaute:
“Hier haltet an! Ich sehe nah und näher
Die Turmgebäude vielgeliebter Stadt.
Ich grüße sie bevor ich sie betrete,
Und huldige der herrschenden Gewalt,
Dem alten Recht an seinem deutschen Platz.“