Typisch für das alte Halle scheinen Adelssitze mit Wohntürmen gewesen zu sein. So heißt es vom Markgrafen Wiprecht von Groitzsch, dass er einen solchen auf dem Sandberg besaß. Am Alten Markt hat der Denkmalpfleger Reinhard Schmitt gleich mehrere solcher Bauten über deren Kelleranlagen nachgewiesen, und es ist noch heute dem einen oder anderen Haus dort anzusehen, dass ein solcher in diesem verbaut sein könnte.
Durch die Sanierung des Hauses an der Ecke Schmeerstraße / Rannische Straße wurde im Jahr 2009 ein romanischer Wohnturm in der Fassade sichtbar gemacht, so dass man hier eine gewisse Vorstellung solcher Turmbauten erlangen kann. Auch einzelne romanische Details sind zu erkennen, so dass ein Stück Geschichte freigelegt wurde, ein viele Jahrhunderte alter Turm wieder zum Vorschein kam, denn man vermutet, dass er aus dem 12. Jahrhundert stammt, wofür besonders die romanischen Fensterchen sprechen.
Erhalten hat sich der Turm scheinbar, weil das Grundstück später zum Gasthof "Zur Goldenen Gans" umgebaut wurde. Archäologen und Denkmalpfleger haben mittlerweile Reste von über zwanzig solcher Wohntürme gefunden, darunter Keller (Kleine Ulrichstraße 36, Große Märkerstraße 7), aber auch andere Reste wie am Ackerbürgerhof, wo er leider verputzt wurde, oder in der Kuhgasse.