
Als August Hermann Francke 1691 Pfarrer an der St. Georgen-Kirche in Glaucha wurde, erkannte er schnell den Aufklärungsbedarf in der Gemeinde vor den Toren der Saalestadt. Um auch armen Kindern einen Schulunterricht zu ermöglichen, stellte er diesen auch Kirchenspenden Schulgeld bereit. Ostern im Jahre 1695 erhielt er eine größere Spende: 4 Taler und 16 Pfennige veranlassten ihn, seinen Wunsch, eine Armenschule zu errichten, zu verwirklichen. Diese richtete er zunächst in einem Pfarrhaus ein, bevor 1698 genügend finanzielle Mittel für den Bau eines Waisenhauses gesammelt werden konnten. Ein Pädagogium und die Lateinische Schule (Latina) für adelige und bürgerliche Kinder waren da bereits gegründet.
Die Fertigstellung des Waisenhauses, welches heute als Hauptgebäude fungiert, erfolgte 1701. Im Laufe ihrer jungen Geschichte wurde das Gelände um weitere Einrichtungen, darunter eine Bibliothek, eine Buchbinderei und eine Apotheke ergänzt, sodass sukzessive eine "Stadt in der Stadt" entstand. Die Schulstadt umgab eine Mauer, an welche inzwischen nur noch ein Straßenname erinnert. Durch die ehemalige Anstalten, die seit Ende des 18. Jahrhunderts zu Ehren ihres Schaffers "Franckesche Stiftungen" heißen, verläuft seit den 1970er Jahren eine Hochstraße und am Rande seit Anfang des 21. Jahrhunderts eine Straßenbahnverbindung.
Die Einrichtung wird heute zum Teil von der Martin-Luther-Universität genutzt. Bedeutsame Gebäude, wie das größte Fachwerkhaus Europas ("Langes Haus") und wissenschaftliche Einrichtungen wie die "Kunst- und Naturalienkammer" sind erhalten geblieben. Auch befindet sich auf dem Gelände das Spielehaus, eine Einrichtung, die sich neben der spielerischen Betreuung auch um die Hausaufgaben der Schüler der anliegenden Schule kümmert und in den Abendstunden auch für ältere Spielfreunde da ist.
Im Gelände der Stiftungen befindet sich zudem das Werk "Inner Memory".