Eines der schön sanierten alten Gasthäuser Halles ist die heutige Waisenhausbuchhandlung. Sie war einst das Gasthaus "Zum Raubschiff" und eine der verufeneren Lokalitäten. Später wurde sie umbenannt und unter dem Namen "Zum Glücksschiff" betrieben. Sie befindet sich am Nordende des Steinweges und war eines von drei Gasthäusern an der Mündung dieser alten Hauptstraße nach Halle in den Franckeplatz. Als sichtbares Zeichen des Anspruchs August Hermann Franckes (1663-1727), kaufte er nach und nach alle drei auf und integrierte sie in die Franckeschen Stiftungen, so dass diese Tradition der Wirtshäuser vor dem Rannischen Tor beendet wurde. Symbolträchtig verwandelte Francke den Ort der Ausschweifungen nach dem Erwerb im Jahr 1706 in ein sogenanntes Frauenzimmerstift. Später wurde aus dem Gebäude ein Wohnhaus für Mitarbeiter der Frankeschen Stiftungen. Im Jahr 1925 wurde die Sortimentsbuchhandlung der Franckeschen Stiftungen dorthin verlagert und hat seitdem einige Benutzerwechsel erlebt, doch seit 1991 ist sie fester Bestandteil der "Lippertschen Buchhandlung & Hallesches Antiquariat GmbH". Da deren Tradition in der Großen Steinstraße verankert war, führte man mehr als ein Jahrzehnt lang zwei Häuser, doch im März 2012 wurden beide - nach einer längeren Übergangsphase - im ehemaligen Raubschiff vereinigt.