Kreisständehäuser finden sich stets im Hauptort eines Kreises, etwa in Merseburg oder Querfurt, aber da der Saalkreis keinen Hauptort besaß, seine Städte Landsberg, Wettin und Löbejün weniger Einwohner hatten als seine größten Dörfer (etwa Teutschenthal) und weil er sich um Halle herum erstreckte, entstand im Jahr 1869 das Kreisständehaus in der Saalestadt, die nicht zum Saalkreis gehörte.
In der damaligen Louisenstraße (heute ohne 'o' geschrieben) errichtete man einen zweigeschossigen Bau mit dreizehn Achsen, der noch an klassizistische Bautraditionen anknüpft, aber eine unruhig wirkende Fassade aufweist. So sind nur der Eingangsbereich und die Fenster im unteren rechten Viertel rundbogig gestaltet. Auch die anderen Fassadenelemente wirken seltsam uneinheitlich. So reicht der Fries nur von der linken Hauskante bis zum zentralen Eingangsbereich. Wenn man dann aber entdeckt, dass zudem nur der linke Bereich Hervorhebungen aufweist, dass dort ein Rundbogenfenster verblendet wurde und dass der Turm hinter dem Mitteleingang steht, dann wird klar, dass nur dieser Teil der alte Bau ist, und dass der rechte Flügel später ergänzt wurde.
Bis zur Sanierung im Jahr 2008 existierten Galeriegänge zu beiden Nachbarhäusern, die dann aber beseitigt wurden. Das Gebäude links neben dem Ständehaus gehörte dem Bauunternehmer Dietz und war 1866 im Rundbogenstil entstanden. Es konnte nach der Beseitigung der Galerie versteigert und kurz darauf ebenfalls saniert werden.
Ständehäuser waren - wie der Name schon verrät - Versamlungsorte für die einzelnen Stände eines Kreises, also der Vorläufer des Kreistages. Später wurde hier auch das Landratsamt eingerichtet. Nachfolger des Bauwerks wurde das Landratsamt in der Straße der Opfer des Faschismus, das 20 Jahre später entstand.