Die Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) besitzt viele Millionen Bücher, und braucht zahlreiche Buchlager, da das Magazingebäude diese unmöglich alle fassen kann. Jahrzehntelang wurde daher zum Beispiel auch die
Stephanuskirche zur Lagerung der Bücher genutzt. Direkt gegenüber des Magazingebäudes befindet sich in der August-Bebel-Straße ein zweites schönes Gründerzeitgebäude, das fester Bestandteil der ULB ist.
Es handelt sich hierbei um das ehemalige Oberbergamt. Bergämter gab es viele, doch das in Halle war für große Teile Preußens zuständig und somit allen anderen übergeordnet. Dies kommt auch in seiner Gründerzeitarchitektur zum Ausdruck. So findet sich am Eingangsrisalit weit oben der preußische Adler.
Wie so viele Verwaltungsgebäude des preußischen Staates wählte man eine schlossgleiche Architektur, erbaute eine Straßenfront, sowie Flügelbauten im Hof, den auch ein Risalit ziert. Die Freitreppe in der August-Bebel-Straße führt ins Gebäude und wird dort fortgesetzt, dann aber durch verschiedene Treppenhäuser aufgelockert.
Erbaut wurde es in den Jahren 1882 bis 1884 nach Plänen von Albert Kiss, bei dem es sich wohl um den 1901 in Erfurt gestorbenen Regierungs- und Baurat handelt. Danach konnte das Oberbergamt seinen
Sitz vom Domplatz hierher verlegen.
Aus Rundes Chronik (um 1835) kann man entnehmen, dass es zunächst in Rothenburg unter verschiedenen Namen bestand, dann aber im Jahr 1815 als „Niedersächsisches-Thüringisches Ober-Berg-Amt“ nach Halle verlegt wurde, wo es weiterhin der Oberbergrat Veltheim leitete. Im Jahr 1861 wurde der Wirkungskreis auf die Provinzen Brandenburg und Pommern ausgedehnt, so dass von Halle aus die bergpolizeilichen Vorschriften dieser Gebiete - also der preußischen Provinzen Brandenburg, Pommern und Sachsen - erlassen und Geldstrafen bei Nichtbefolgung derselben verhängt wurden.