Einer der größten Neubauten des Historismus in der Saalestadt war von solchen Ausmaßen, dass er später, als Halle im Jahr 1946 Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt wurde, als Sitz der Landesregierung diente.
Errichtet wurde der Flügelbau in den Jahren 1901 und 1902 als Landwirtschaftskammer der Provinz Sachsen, die sich wohl vor allem deshalb in Halle ansiedelte, weil die von Julius Kühn hier begründete Landwirtschaftliche Ausbildung von Weltruf war. Die Gebäudeflügel erstrecken sich über einen Großteil der Willy-Lohmann-Straße sowie in die Schleiermacherstraße, im Winkel der beiden Flügel befindet sich ein wuchtiger Turm, der von einem schmaleren Turm flankiert wird. Der Verzicht auf eine strenge Symmetrie kommt dem Bauwerk zugute. so ist der Südbereich nur scheinbar ein Flügel und bildet einen eigenen Gebäudekomplex mit zwei Innenhöfen. Zusammen mit der benachbarten Pauluskirche bildet das Neorenaissance-Gebäude ein reizvolles Ensemble.
Bereits im Jahr 1842 hatten sich die landwirtschaftlichen Vereine zum Landwirtschaftlichen Zentralverein der Provinz Sachsen zusammengeschlossen, der bald um die Zentralverbände der Herzogtümer Anhalt und Gotha anwuchs, wie das Landesarchiv Sachsen-Anhalt auf seiner Internetseite mitteilt. Im Jahr 1895 wurde dann Landwirtschaftskammer für die Provinz Sachsen in Halle formiert. Das Ende kam 1933 mit der Begründung des Reichsnährstandes sowie der Landesbauernschaft Sachsen-Anhalt.
Ab den 1950er Jahren befand sich hier der Rat des Bezirkes. Nach 1990 war der vier-, teils fünfgeschossige Bau Sitz des Regierungsbezirkes Halle. Mit dem 31. Dezember 2003 wurden die Regierungsbezirke in Sachsen-Anhalt aufgelöst, ihre Aufgaben an das Landesverwaltungsamt delegiert. Ab 2008 stand das Gebäude komplett leer. Künftig soll das Prestigegebäude im Paulusviertel als Wohnhaus dienen. An der Ostfassade wurde eine Gedenktafel für den ersten Ministerpräsidenten Sachsen-Anhalts Erhard Hübener angebracht.
Früher stand vor dem Gebäude an der Ecke zur Schleiermacherstraße ein Denkmal für Max Maercker (Standbild), den Leiter der Versuchsstation. Sein späteres Schicksal ist nicht vollends geklärt. Entweder wurde es als "Metallspende" eingeschmolzen oder aber in der Nachkriegszeit aufgrund einer Verwechslung mit General Georg Maercker demontiert (vgl. "Archivale des Monats November 2012" der Stadt Halle).