In der Karl-Liebknecht-Straße im Mühlwegviertel finden sich mehrere Zeugnisse von Häusern, die durch studentische Korporationen erworben und genutzt wurden. Das sichtbarste Zeichen unter ihnen ist das Wappen mit der Inschrift "Hercynia sei's Panier".
Panier ist ein veraltetes Wort für einen Banner und wird als sogenanntes "Kriegsgeschrei" in der Form eines Spruchbandes auf dem Wappen besonders gern von Studentenverbindungen genutzt. Es handelt sich dabei um tatsächliche Schlachtrufe, hier den zur Fahnentreue, wie ihn zum Beispiel die Saxonia oder die Holzminda nutzen. Eine solche Korporation ist auch die Landsmannschaft Hercynia Halle, die sich nach der Herkunftsregion der Mitglieder, dem Harz, benannte. Sie hatte sich zunächst im Jahr 1880 als "Halberstädter Verein" in Leipzig gegründet, sich aber bald darauf auf den gesamten Harz ausgedehnt.
Auch nach dem Umzug nach Halle im Jahr 1884 gab es trotz der Nähe zum Harz häufig Probleme neue Mitglieder zu finden. Deshalb erfolgte im Jahr 1902 Vereinigung mit der Freien Studentischen Verbindung Armino-Marcomannia, mit der sie die naturwissenschaftliche Ausrichtung verband.
Das Wappen ist vierteilig, zeigt oben links das Stadtwappen von Halberstadt, unten rechts das von Leipzig, unten links den "Wilden Mann", eine in der Sagenwelt des Harzes wichtige Figur. Oben rechts sieht man einen Kranz mit zwei gekreuzten "Glockenschlägern", wie man die studentische Fechtwaffe nennt.
Das Haus in der Karl-Liebknecht-Straße wurde 1910 erworben, das Wappen dürfte aus jenem Jahr stammen. Im "Dritten Reich" (1933-1945) wurde die Verbindung in eine Kameradschaft zwangsumgewandelt, später aber in Mainz neu gebildet, wo sich ehemalige Mitglieder der Hercynia aus Jena denen der Hercynia Halle annäherten und schließlich 1955 die "Landsmannschaft Hercynia Jenensis et Hallensis im Coburger Convent zu Mainz" gründeten, die im Wappen auch das hallesche Stadtwappen trägt. Zudem zieren das heutige Wappen die Stadtwappen von Jena und Mainz sowie ein Verweis auf die Herkunftsregionen Harz und Thüringer Wald.