Trotz ernstzunehmender Zweifel, die bereits Schönermark zusammentrug, kann man davon ausgehen, dass die beiden Relieftafeln, die sich an der Marktkirche und am Haus in der Leipziger Straße befinden, direkt auf die Sage vom Esel, der auf Rosen geht, beziehen. Beide Tafeln entstammen sogar demselben Jahrzehnt, und zeigen jeweils eindeutig einen Esel auf Rosen.
Gustav Schönermark (1886) bemerkt in der Analyse der Reliefplatte aus dem Jahr 1583, die sich an der Ostseite der Marktkirche im Bereich des nördlichen Hausmannsturms befindet, dass hier ein Hinweis auf das festliche Element der Sage fehlt, dass also zum einen die von der Sage berichtete Ankunft des Kaisers (Otto der Große) nicht dargestellt sei, dass aber auch nicht das Stadttor sichtbar sei, durch das er kommen sollte (das Rannische Tor, der Sage nach wich Otto wegen eines Hochwassers auf das Schiffertor aus) und dass auch keine geschmückten Häuser zu sehen seien. Alles in allem sind das aber recht kleinkarierte Argumente, denn nichts desto trotz ist ein Müller mit einem Esel zu sehen, der auf Rosen läuft.
In beiden Fällen handelt es sich eindeutig um eine Packesel, der einen Sack auf dem Rücken trägt. Schönermark weist auf einen weiteren elementaren Unterschied hin, den er darin sieht, dass in der Leipziger Straße der Esel auf einzelnen Rosen zu sehen sei, an der Marktkirche hingegen sei dies nicht der Fall, sondern vielmehr bilden die Rosen einen Stock und das passe nicht zu einer Feierlichkeit, auch stehe der Treiber des Esels auf einem Untersatz, so dass auch dies nicht passend sei. Deshalb sieht Schönermark in der Folge von Hondorff und v. Dreyhaupt in dem Bild eine Darstellung einer Sentenz, die Hondorff wiedergibt:
Die Arbeit und den Nutz, darin zu Hall besteht
Das Saltzwerck, zeiget an, der hier auf Rosen geht.
Sicherlich ist das eine Möglichkeit, die Tafel enger an die Stadtgeschichte zu knüpfen, sie krankt aber daran, dass sie dann bedeuten würde, dass die Halloren Esel sind, eine völlig undenkbare Deutung an der Hauptkirche der Stadt. Auch passt dieser Sinnspruch nicht zu dem Treiber, der doch sehr viel unverkrampfter als der Müller gesehen werden kann, der anstelle des Kaisers über die Rosen lief. Ob diese nun zerteilt/zerstreut sind oder nicht, erscheint hierbei völlig sekundär, vielmehr dürfte der Rosenstock dazu dienen, deutlich zum Ausdruck zu bringen, dass es sich bei den Blüten um Rosen handelt.
Eine weitere, durchaus ebenfalls denkbare Deutung hat der Pastor Otte im 19. Jahrhundert angeboten, indem er im Esel den christlichen Kreuzträger sieht und in der sichtbaren Züchtigung durch den Treiber – er hält in der rechten Hand einen offenbar im Schwung begriffenen wie auch immer gearteten Prügel – die Erduldung des irdischen Leidens, das mit der sicheren Hoffnung auf die himmlische Belohnung ertragen werde.
Auch hier sind Zweifel angebracht, doch kann man immerhin den sakralen Anbringungsort als Argument anführen, der gegen den Kaiserspott und zugleich für eine religiöse Darstellung spricht. Vielleicht wurde hier auch bewusst eine religiöse Komponente beigegeben.
Letztendlich wird es für die Hallenser aber immer eines bleiben: die Darstellung der Sage, die den Oberen und ihrer Prunksucht den Spott zuteil werden lässt, indem sie dem Esel statt dem Kaiser zujubelt. Durch den hohen Anbringungsort ist die Tafel den wenigsten Hallensern bekannt, und bei weitem nicht so populär wie der Eselsbrunnen. Dennoch hängt sie dort bereits seit weit über 400 Jahren und somit wesentlich länger als der Brunnen von der Sage kündet.
So sah das auch schon Franz Knauth im Jahr 1853, der die Platte an den Hausmannstürmen als „einen auf Rosen gehenden Esel“ beschreibt und daran anknüpfend die Sage wiedergibt.