In der Zeit in der Halle die Grenzstadt zwischen Preußen und Sachsen war, also von 1680 bis 1815, verlief die Grenze auf teils absurde Art und Weise durch das Umland der Saalestadt. So wurde der Gasthof in Reideburg in der Mitte durchgetrennt. An anderen Stellen bildeten Flüsse und Bachläufe die Grenze, so dass die Regulierung nicht ganz so kompliziert war. Etwa war die Schafbrücke im Süden eine Zollbrücke. Ein besonderer Ort ist hierbei Passendorf gewesen, denn durch seine Lage und die Zugehörigkeit zu Kursachsen gab es hier gleich mehrere wichtige Brücken.
Die bekannteste war die Marxbrücke, historisch richtig wohl Markwartsbrücke, teils aber auch Markusbrücke genannt, die sich am Weg von Passendorf nach Halle nahe beim Ort befand und die im Jahr 1806 von den Franzosen als Standort ihrer Kanonen zum Beschuss Halles genutzt wurde, da sie hoch aufbuckelte. Am Alten Markt erinnert eine Kanonenkugel mit Tafel an ähnliche Vorkommnisse im Jahr 1813. Sie wird schon von Gustav Hertzberg (1893) als „längst verschwunden“ bezeichnet, muss also in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts beseitigt worden sein. Scheinbar geschah dies im Zuge des preußischen Chausseebaus, denn die Chaussee von Halle nach Bad Lauchstädt führte nördlich, dann westlich an Passendorf vorbei.
Südwestlich von Passendorf folgte eine zweite Brücke, die sogenannte Schlettauer Brücke, die sich in drei Bögen über einen kleinen Bach spannte und an dessen beiden Ufern die Zollhäuser Preußens beziehungsweise Sachsens standen. Daher wurde sie auch Zollbrücke genannt. Von dieser heute nicht mehr existierenden Brücke hat Erich Scherer im Jahr 2014 in dem Heftchen Als Goethe im sächsischen Bierdorf Schlettau rastete. Eine Spurensuche eine Ansicht publiziert
Nördlich von Passendorf führte eine zweite Chaussee über Nietleben gen Westen. Zwischen beiden war aber noch in der Mitte des 19. Jahrhundert ein relativ leeres Areal. Die Lauchstädter Chaussee tangierte den Ort Passendorf und machte wohl aus Geländegründen am heutigen „Platz Drei Lilien“ einen kleinen für Chausseen untypischen Schlenker, bevor sie gen Südwesten abbog. Dort stand das Chausseehaus, später der Gasthof nach dem der Platz heute benannt ist. Direkt anschließend findet sich noch heute im Hinterhof des Zollrains und der Richard-Paulick-Straße eine halb versunkene Brücke. Sie führte scheinbar vom "Platz Drei Lilien" zum Zollrain hinüber, hat aber durch den Aufbau Halle-Neustadts ihre Funktion verloren.
Sie ist ebenfalls als Zollbrücke bekannt, wofür es verschiedene Erklärungen geben kann: zunächst waren auch einige Chausseehäuser Zollhäuser. Da aber Passendorf erst in preußischer Zeit (also nach 1815) eine Chaussee erhalten haben kann, dürfte eher die Nähe zum Zollrain, also der einstigen Grenze zu Sachsen der Grund für die Benennung gewesen sein. In einer Analyse des Bauwerkszustandes aller Brücken Halles aus dem Jahr 2013 wird das Baujahr mit 1850 angegeben, was aber vermutlich nur eine Schätzung ist, denn auf dem Messtischblatt von 1851, das noch dazu in den 1870er Jahren in einigen Punkten korrigiert wurde, ist die Brücke noch nicht eingezeichnet. Selbst auf der Ausgabe der Zeit um 1900 kann man nur vermuten, ob sie bereits bestand, denn sie und ihre verwinkelt nach Norden führende Straße sind nur gestrichelt eingetragen.
Die Geschichte der Brücke konnten wir noch nicht endgültig klären. So ist nicht bekannt, was sie eigentlich überspannt hat.