Der Betriebshof Ammendorf war eine Betriebsanlage der Elektrischen Straßenbahn Halle-Merseburg, Merseburger Überlandbahnen-A.G., VE Verkehrsbetriebe Halle und zuletzt der Halleschen Verkehrs-AG. Er war vom 15.03.1902-18.10.1997, also 95 Jahre, in Betrieb.
- Gleisplan
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Der Betriebshof Ammendorf besaß zwei Einfahrtsgleise (in nördlicher und südlicher Fahrtrichtung) sowie einen vor dem Betriebsgelände befindlichen Gleiswechsel. Die Einfahrtsgleise wurden im Betriebshof zunächst zusammengeführt und teilten sich sodann durch mehrere Weichen in Richtung einer Freiabstellfläche (F1-F5) und einer Abstell- bzw. Werkstatthalle (1-10) auf.
- Betriebsgelände
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Das Betriebsgelände selbst umfasste neben der Freiabstellfläche und Wagenhalle verschiedene Gebäude und Garagen. So befanden sich auch Verwaltungs- und Sozialgebäude sowie ein Betriebswohnhaus auf dem Gelände. Neben der für die Betriebsführung notwendigen Personale (Fahrdienst, Disponent) waren bspw. auch das Fahrplanbüro, die Entgeltabrechnung und eine Betriebskantine in den Gebäuden untergebracht.
Der Betriebshof Ammendorf hatte eine Gleisanbindung zu den Gottfried-Lindner-Werken.
- Aufgaben und Kurzchronik
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Der Betriebshof Ammendorf hatte mit Gründung die Verwaltung der Elektrischen Straßenbahn Halle-Merseburg inne. Dies hatte zur Folge, dass Verwaltungsaufgaben wie bspw. die Personalsachbearbeitung ebenso im Betriebshof beheimatet waren wie das Fahrpersonal.
Mit Pachtung des Unternehmens durch die Merseburger Überlandbahnen-A.G. und anschließender Übernahme durch diese per 1.7.1932 verlor der Betriebshof jedoch nicht an Bedeutung, obgleich in Merseburg und Frankleben zwischenzeitlich ebenfalls Betriebshöfe entstanden.
Nachdem Ammendorf per 1.7.1950 zu Halle (Saale) als Stadtteil eingemeindet wurde, erfolgte der Zusammenschluss der Merseburger Überlandbahnen-A.G. und WEHAG (Werke der Stadt Halle AG) zu dem volkseigenen Betrieb "VEB (K) Straßen- und Überlandbahn Halle" (kurz "VE Verkehrsbetriebe Halle"). Die damit nicht mehr erforderliche eigene Betriebsführung wurde 1957 aufgegeben. Unterschieden werden konnten ehemalige Überlandbahnfahrzeuge auch danach noch anhand ihrer grünen Lackierungsvarianten (die hallesche Straßenbahn wählte zur Akzentuierung die Farbe rot).
Als Teil der VE Verkehrsbetriebe hatte der Betriebsteil Ammendorf, wie auch jener in Merseburg, weiterhin die Absicherung der Überlandbahnlinien (5, 10) sowie des Berufsverkehrs nach Schkopau und Leuna inne. Auch die Linie 4 wurde durch diesen bedient. Nach der politischen Wende veränderte sich die Nachfrage nach öffentlichem Personennahverkehr jedoch auch im Überlandgebiet, sodass der Umfang an bereitzustellenden Leistungen sukzessive abnahm.
Zugleich entwickelte sich mit Einführung neuer Technologien wie bspw. Niederflurfahrzeugen der Bedarf an moderneren Fahrzeugen und Betriebsanlagen. Die Möglichkeiten auf dem vorhandenen Gelände reichten hierfür nicht aus, sodass am Rosengarten ein neuer Betriebshof entstand, mit dessen Eröffnung der Betriebshof Ammendorf geschlossen wurde.
- Nach der Schließung
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Feierte man 1992 noch den 90. Geburtstag der Überlandbahnen im Betriebshof, sollte dieser fünf Jahre später Geschichte sein. Die Schließung fällt in eine für die hallesche Region schwierige wirtschaftliche Zeit. Vor allem im Stadtteil Ammendorf, der einige Industriebetriebe beheimatete, war die Schließung dieser Arbeitsstätten spürbar. Der Betriebshof war nur ein Teil von diesen, auch die Gottfried-Lindner-Werke, inzwischen von der Bombardier Inc. übernommen, stellen ein prominentes Beispiel dar.
Auch das Kulturangebot änderte sich im Laufe der Jahre. So schloss 1998 das in Schkopau gelegene Haus der Freundschaft, im Jahre 2004 endete im Ammendorfer Sommerbad der Betrieb.
Der Betriebshof Ammendorf selbst wurde nach der Schließung teilweise noch durch die Hallesche Verkehrs-AG als Lagermöglichkeiten genutzt. Zudem wurden Stellflächen an eine Spedition vermietet und ein Teil des Areals der Jugendverkehrsschule Halle (Verkehrswacht) zur Nutzung überlassen. Im Jahre 2018 erfolgte schließlich der Abriss, um auf dem Areal einen Einkaufskomplex zu errichten.