Der Stadtgottesacker ist eine historische Friedhofsanlage in Halle. Nachdem auf Anlass von Kardinal Albrecht die beiden Marktkirchen abgerissen und zwischen ihnen eine neue gebaut wurde, fehlte es der Stadt an Begräbnisplätzen. Bis 1529 wurden auf dem Gelände des heutigen Marktplatzes Beisetzungen durchgeführt.
Außerhalb der Stadtmauern gelegen bot sich der bis dato als Pestfriedhof genutzte Acker auf dem Martinsberg an. Noch 1529 wurden alle Begräbnisplätze innerhalb der Stadt geschlossen und der Gottesacker als allgemeine Ruhestätte hergerichtet. Vorbild für die Gestaltung waren italienische Camposanto-Anlagen, welche die Friedhofsanlage hofartig umschließen und einen nach innen geöffneten Bogengang beinhalten.
Die grundlegende gestalterische Fertigstellung erfolgte 1590. Im Laufe seiner Geschichte musste der Stadtgottesacker oft Schäden erleiden, so z.B. 1615 wegen eines schweren Sturmes, der zur Verstärkung der Außenmauern führte oder durch die Bombenangriffe von 1945.
Seit seiner Errichtung als Stadtgottesacker wurde die Anlage nach Norden (1721 als Soldatengottesacker) und Osten (1835/36 "Neuer Gottesacker") erweitert. Bis 1862 war eine Beisetzung in offenen Gruften gestattet, dies jedoch dann wegen der Geruchsbelästigung untersagt. Im Jahr 1877 wurde der Soldatengottesacker zum Park umgestaltet, 10 Jahre später befristete die Begräbnisordnung der Stadt Halle die Nutzung bis 1984.
Bereits 1949 wurden Erdbestattungen auf dem Gräberfeld verboten und der Neue Gottesacker geschlossen, ein Jahr später führten städtebauliche Pläne und hygienische Bedenken zur Schließung des gesamten Stadtgottesackers für Beisetzungen. Bis 1991 konnten noch Urnenbeisetzungen erfolgen. Seither versuchen verschiedene Initiativen, die als "Meisterwerk der Renaissance" geltende Anlage baulich und restauratorisch instand zu setzen.
Auf dem Stadtgottesacker sind verschiedene bedeutende Persönlichkeiten beigesetzt, u.a.:
Für die Herstellung der Giebelfelder einzelner Bögen, bei denen sie nicht erhalten sind, wurden Bildhauer der halleschen Kunsthochschule hinzugezogen, darunter insbesondere Marcus Golter (2., 3., 4., 11., 13., 15., 16., 27., 29., 53., 58., 62./63. Bogen), Martin Roedel (8., 9. 25., 26., 31., 65. und 66. Bogen; Pfeiler am 6. Bogen; Händel-Inschrift am 60. Bogen; Gedächtnistafel für Johann Reinhold Forster am 61. Bogen) und Maya Graber (5., 28., 30., 54., 64., Bogen sowie Bogen 9A). Graber und Golter gestalteten zudem gemeinsam den 34. Bogen sowie die Sponsorentafel am Torturm, Golter und Roedel setzen zusammen den Entwurf für den zehnten Bogen um. Auch Bernd Göbel (Entwurf 10. Bogen; Gedenktafel am Torturm für Marianne Witte; Wappenstein mit Händel-Porträt am 60. Bogen) und Steffen Ahrens (14. Bogen) konnten hier ihre Spuren hinterlassen. Der Metallbildhauer Pavel Majrych sanierte das Barockgitter am zwölften Bogen, den Dirk Brüggemann rekonstruierte, wie man auf der Seite der Bauhütte Stadtgottesacker (bauhuette-stadtgottesacker.de) nachlesen kann.