Mit der Ansiedlung der Landwirtschaftskammer der Provinz Sachsen in Halle entstanden auch eigene Institute dieser Einrichtung. Sie waren in einem Gebäude untergebracht, das sich noch heute an der Ecke der August-Bebel-Straße zur Heinrich-und-Thomas-Mann-Straße befindet. Der Zweiflügelbau beherbergte sowohl die Agrikulturchemische Versuchsstation als auch – ab dem Jahr 1902 – die Agrikulturchemische Kontrollstation, zwei Institute im Dienste der Landwirtschaft.
Im Jahr 1865 war die Versuchsstation des Johann Gottfried Boltze aus Salzmünde nach Halle geholt worden. Boltze hatte Salzmünde zu einem Musterort für die Symbiose von Landwirtschaft, Industrie und Handel gemacht. Er war es, der der Versuchsstation Räumlichkeiten und Felder zur Verfügung stellte, als diese 1859 für wissenschaftliche Forschungen und Untersuchungen vom „Landwirtschaftlichen Centralverein der Provinz Sachsen“ gegründet wurde. Dort leitete sie Hubert Grouven (1831-1884), der zuvor privat bei Köln eine solche Station betrieben hatte, in den Jahren 1859 bis 1866 und schuf teils wegweisende Werke zur Feldforschung.
Im Jahr 1874 erhielt die Versuchsstation ihr eigenes Institutsgebäude in Halle, das im Jahr 1883 erweitert wurde. Zu dieser wurde sie bereits von Max Maercker (1842-1901) geleitet, der ihr insgesamt 30 Jahre lang (1871-1901) vorstand. Er erwarb sich noch größeren Ruhm als Grouven, hatte zuvor die ebenfalls bedeutende Versuchsstation in Göttingen-Weende geleitet, und baute nun die hallesche Versuchsstation zur größten und leistungsfähigsten in Deutschland aus, wie Wolfgang Böhm in der NDB 15 im Jahr 1987 berichtet. Ihm wurden vor der Landwirtschaftskammer (Bronzestatue) und in Bad Lauchstädt (Monument) Denkmäler errichtet, denn Maercker schuf zudem eine Versuchswirtschaft nach nordamerikanischem Vorbild in Lauchstädt und war Wegbereiter der Kaliindustrie, da er deren Abfälle als wertvollen Dünger entdeckte, genauso wie er die Abfälle der Zuckerrübenindustrie als Futtermittel ins Spiel brachte. Er hatte auch seine Wohnung in dem Gebäude, bekam für seine Leistungen 1892 eine eigene Professur von der Universität Halle-Wittenberg angedient und liegt auf dem Stadtgottesacker begraben.
Die unmittelbar nach Maerckers Tod hier eingerichtete Kontrollstation hat allein in ihrem Gründungsjahr 8.000 Düngemittel getestet, 23.000 Milchproben untersucht, 4.000 Samenproben unter die Lupe genommen und über 2.000 Futtermittel geprüft. Und das mit einem Personal von elf wissenschaftlichen Beamten, vier Sekretären und neun Dienern. Genau diese Effizienz war aber bereits bei der Einrichtung anvisiert worden, wie H. C. Müller 1904 im Führer durch Halle a. S. berichtet, aus dessen Artikel die meisten der hier wiedergegebenen Informationen stammen
Die einstige Wichtigkeit dieser Einrichtung wird auch daraus ersichtlich, dass sie um 1900 in jedem Stadtführer Erwähnung findet.