Der Schulunterricht für arme Kinder erfolgte innerhalb der Altstadt zunächst an verschiedenen Punkten, wobei seit 1800 der heutige Waisenhausring einer der Standorte einer solchen Armenschule war, wie Dieter Dolgner (Die alte Volksschule, Halle 2003) dargestellt hat. Im Jahr 1820 wurden diese Schuleinrichtungen alle an dieser einen Stelle vereint, doch schon 1836 musste man wieder eine Ausweichschule am Petersberg errichten.
Erst mit der Errichtung einer neuen großen Schule in den Jahren von 1860 bis 1862 konnten die städtischen Armenschulen erneut am Waisenhausring vereinigt werden. Da man nun auch die kirchliche Schulen in diese neue Volksschule integriert hatte, wurde ein umfangreiches Gebäude erbaut. Das durch das weitgehende Fehlen von Bauschmuck streng wirkende Gebäude entstand nach Entwürfen des Stadtbaumeisters Traugott Gotthold Herschenz.
Entlang der zeitgleich entstandenen Neuen Promenade (heute Waisenhausring) zieht sich das Gebäude mit insgesamt 21 Fensterachsen entlang der Kurve im Südosten der Altstadt. Um die Eintönigkeit zu vermeiden, wurden einige Bauteile hervorgehoben, darunter der Mittelbau, der von zwei turmartig heraus geschobenen Risaliten betont wird, und die Straßenkurve, die auf fünf Achsen ebenfalls erhöht und aus der Gebäudeflucht geschoben gestaltet wurde. Die Gliederung der Fassade erfolgt durch Gesimse. Im Mittelbau wurde die Aula untergebracht, in den flankierenden Risaliten die Treppenhäuser.
In der Folgezeit war das umfangreiche Gebäude trotz 27 Klassenzimmern bereits schnell wieder zu klein, da man auch Kindern aus Bürgerschulen den Zugang ermöglichte, was schließlich zur Errichtung weiterer Schulen im Stadtgebiet führte. Im Jahr 1911 wurde zudem ein Hofbau nach Entwurf von Wilhelm Jost ergänzt und 1913 ein benachbarter Speicher zur Turnhalle umgebaut, aber 1932 abgerissen, um den Schulhof zu vergrößern. Sonstige Umbauten beschränkten sich auf die Vergrößerung der Anzahl der Klassenräume.
Nach Kriegstreffern wurde die Schule repariert und anlässlich des 200. Geburtstages des Schriftstellers im Jahr 1949 als Goetheschule eingeweiht. Man räumte zudem der Kaufmännischen Berufsschule Räumlichkeiten ein. Die Goetheschule bestand bis 1995, seitdem nutzen Berufsschulen das Gebäude. In den Jahren 1997 und 1998 wurde eine neue Turnhalle ergänzt.