Die Schule in der Ernst-Schneller-Straße hatte schon mehrere Namen, wurde aber in den Jahren 1905 bis 1908 als "Städtische Oberrealschule" erbaut. Auffällig ist, dass ihre Architektur von der der anderen Schulneubauten der Zeit abweicht. Der Architekturführer Halle an der Saale (2000) sieht den Grund in einer anderen Ausrichtung: Während Carl Rehorst sich zumeist am Münchner Architekten Theodor Fischer orientierte, war demnach für die Schule am Wettiner Platz (heute Rosa-Luxemburg-Platz) Hamburgs Fritz Schumacher das Vorbild.
Diese Beziehungen sollte man aber nicht überbewerten, denn oft entstanden die Schulbauten parallel zueinander und so ist es wohl sinnvoller hier eine generelle Verwandtschaft zur norddeutschen Bauweise festzustellen. Gehören die meisten großen Schulen in Halle der Deutschen Renaissance - einer Stilrichtung des Historismus - an, kann man bei diesem Bildungsbau einen gewissen Einfluss des Jugendstils und eine Hinwendung zum Barock erkennen, der für die Schulen des zweiten beteiligten und letztendlich wohl auch federführenden Architekten Heinrich Quambusch typisch ist, der sich besonders mit dem Herdergymnasium verewigte.
Während die Schule heute mitten in der Stadt steht, war es damals ein Neubau in freier Flur, der zu Giebichenstein gehörte und den die Stadt bereits vor der Eingemeindung gekauft hatte, um dort eine Kaserne zu errichten, die dann aber an der Reilstraße entstand, wie man in dem Artikel von Kerstin Küpperbusch nachlesen kann, den sie im Sammelband Historische Schulgebäude der Stadt Halle/Saale (2003) veröffentlichte. Das Gebäude war für einige Jahr das größte und prägendste hier, denn man darf nicht vergessen, das beispielsweise das benachbarte Landesmuseum erst Jahre später entstand.
Das Schulgebäude besitzt ein umfangreiches Bildprogramm, das von Friedrich Mänicke geschaffen und von Friedrich Guth umgesetzt wurde, und zu dem Tafeln mit den Namen wichtiger Schriftsteller und Naturwissenschaftler, Köpfe deutscher Herrscher, Eulen als Wissenssymbole, Reliefplatten und Portalfiguren gehören. Es war früher noch umfangreicher, so befand sich an der Fassade ein von Gustav Weidanz 1923 geschaffenes Mahnmal. Zudem ist der Baukörper interessant gestaltet: Die Zweiflügelanlage an der Ernst-Schneller-Straße hat ihren Eingang nicht wie üblich zentral, sondern an dem rechten (nördlichen) Flügelbau, der wiederum einen Anbau gen Westen hat, so dass eine L-förmige Anlage entsteht, die auf dem Luftbild aber so wirkt als hätte man drei Zentralbauten mit Zwischenbauten verbunden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude bis 1948 als sowjetische Mittelschule genutzt, danach von der Arbeiter-und-Bauern-Fakultät. Ab 1968 befand sich hier das "Institut zur Vorbereitung auf das Auslandsstudium". Seit der politischen Wende von 1989 hat sich die Nutzungsgeschichte beschleunigt. Es war zunächst das "Gymnasium am Reileck" bzw. "Reil-Gymnasium", im Jahr 2001 zog die Wittekindschule ein, nach einer Reform des halleschen Schulwesens befand sich hier die "Sekundarschule Halle-Nord". Seit dem 100jährigen Jubiläum im Jahr 2008 fungiert die Schule als "Sekundarschule Johann Christian Reil".