Die Apotheken am Markt besitzen eine lange Tradition, worauf sie so stolz waren, dass sie auch darauf hinwiesen. So stand an der Fassade der Hirsch-Apotheke zwischen den beiden Fenster im ersten Obergeschoss früher die Aufschrift
Gegründet
2. VIII. 1535
durch Kardinal Albrecht
Erzbischof Magdeburg
Dies zeigt eine Abbildung in dem Büchlein von Erich Neuß, das dieser anlässlich des 400. Jahrestages veröffentlichte. Er schildert darin, wie sich das Apothekenwesen ab dem Jahr 1467 entwickelte und immer wieder Rückschläge erlitt, bis die Hirsch-Apotheke ausgerechnet in der Zeit der Reformation als Stütze der katholischen Partei von Kardinal Albrecht v. Brandenburg gegründet und etabliert wurde. Der hatte im Jahr zuvor, also 1534, die evangelischen Mitglieder des Stadtrats verbannt und enteignet, womit er auch den Ratsapotheker seiner Geschäfte entzog. Zum neuen Apotheker bestimmte er daher seinen Leibarzt Dr. Johann Nikolaus von Wiehe und räumte ihm die Platzwahl ein.
Dieser war seit 1526 nicht nur im Dienst Albrechts sondern auch Stadtarzt, wurde zudem im Jahr 1530 Bürger der Stadt und 1537 als Ratsmeister erwähnt. Er nutzte die Chance und erwarb die „Neue Apotheke“, die seit 1521 bestand, aber in Verruf geraten war. Er richtete sich im Gasthof Zum Goldenen Ring ein, in dem er einen Eckladen nutzte, der zuvor schon der Ratsapotheke gedient hatte und in dem sich bis heute die Löwenapotheke befindet. Die verwickelten Entwicklungen, die dazu geführt haben, kann man gut bei Neuß nachlesen, für die Hirschapotheke ist nur wichtig, dass die Apotheke häufig den Besitzer wechselte. Um 1625 erfolgte der Umzug ins Rathausgewölbe, am 3. August 1636 erwarb Urban Theßner, ein weiterer Nachfolger, das Haus „Zum blauen Hirsch“ am damals Kornmarkt genannten Teil des heutigen Marktplatzes. Das Haus war entstanden, nachdem auf dem Areal der Lambertikapelle der Kühle Brunnen errichtet wurde, wobei für den Bau Teile der Lambertikapelle verwendet wurden, wie spätere Funde im „Blauen Hirsch“ belegen. Heute firmiert die Apotheke unter dem Namen "Marktapotheke".
Es war für den Markt typisch, dass die Häuser Namen trugen und diese auch als Hauszeichen darstellten. So hieß das Nachbarhaus „Schwarzer Adler“. Der blaue Hirsch ist eine ehre seltener Fall einer Vollplastik, die laut Neuß so gestaltet war, dass die Decke blau war, ein Detail das später auch mal in goldfarben und mal in gelb verändert wurde. Die letzten Exemplare waren hingegen stets durchgängig blau und ohne Decke.