Luise Brachmann (1777-1822), deren Vornamen man heute zumeist Louise schreibt, war eine der zahlreichen mit der Literatur verbundenen Personen aus Weißenfels. Heute weitgehend vergessen, war sie eine besonders in der Kurzgeschichte und Lyrik bewanderte Schriftstellerin, die zum engen Freundeskreis von Novalis gehörte.
Geboren in Rochlitz kam sie wie Friedrich v. Hardenberg durch den Umzug des Vaters nach Weißenfels, Novalis war es auch, der ihr den Kontakt zu Friedrich Schiller ermöglichte, in dessen Publikationsreihen Horen und Muselalmanach Gedichte von ihr in den Jahren 1798 und 1799 erschienen. Schiller wurde auch der Herausgeber ihres ersten Gedichtbandes.
Doch dann folgte Unglück auf Unglück. Nicht nur ihr Freund und Förderer Novalis starb binnen der nächsten Jahre, sondern auch ihre beste Freundin (Sidonie v. Hardenberg), mehrere weitere ihrer Freunde aus der Familie v. Hardenberg (Bruder von Novalis ertrunken, weitere Schwester kurz nach seinem Tod gestorben), dann ihre Schwester, ihre Eltern und schließlich Friedrich Schiller (alle 1801-1805). Bereits mit 23 Jahren hatten sie einen Selbstmordversuch unternommen, nachdem eine Affäre mit einer Ehrverletzung geendet hatte, die vielen Schicksalsschläge waren daher nicht eben förderlich. Gezwungen, mit ihrer Literatur Geld zu verdienen, schuf sie oberflächlichere Werke, die teils im Mittelalter verortet waren, doch gerade diese hatten keinen Erfolg und wurden kritisiert. Zwar fand sie auch neue Förderer wie Clemens Brentano oder Friedrich de la Motte Fouqué, doch blieben ihren literarischen Werke ohne nennenswerte Erfolge. Positiv wirkte sich der Kontakt mit Adolf Müllner in Weißenfels auf sie aus, doch sie folgte nur allzu gern ihrem Herzen und verliebte sich in einen französischen Offizier, der 1813 bei Leipzig fiel.
Erneut war es nur die Literatur, die ihr Halt im Leben gab: Sie konnte in den bekanntesten Literaturzeitschriften ihrer Zeit Werke veröffentlichen (z. B. Becker’s Taschenbuch, Kind’s Harfe, Taschenbuch der Liebe und Freundschaft, Urania, Aglaja) und sie verliebte sich erneut – in einen 20 Jahre jüngeren preußischen Offizier, mit dem sie sich auch verlobte. Sie finanzierte ihm eine Reise nach Wien, wo er Schauspieler werden wollte, nutzte ihre Kontakte mit Grillparzer, Schlegel und anderen, doch ein Engagement konnte sie ihrem Verlobten nicht verschaffen. Der junge Mann löste die Verlobung kurz darauf brieflich auf, doch Luise ließ sich nichts anmerken. Anfang September 1822 reiste sie zu einer Freundin nach Halle und ertränkte sich hier – nach einem gescheiterten Versuch – in der Saale. Ihr Leichnam wurde erst sieben Tage nach ihrem Verschwinden entdeckt.
Das tragische Bild ihres Lebens mag überzeichnet wirken, folgt aber der Darstellung in der ADB und wird auch durch andere Personen, wie ihren Biografen Adolf Müllner oder die Schriftstellerin Louise von Francois (in ihren Erinnerungen aus einer kleinen Stadt) bestätigt. Francois schreibt dort zu Brachmanns Tod in der Saale: „Ja, das war ein heißes, irrendes Herz, das sich da unten kühlte. Seele und Leib waren nicht aus einem Gusse in ihr. Mißverstanden, verlacht, verlassen, voll Scham über sich selbst“ habe sie eine Todessehnsucht besessen, weil ihre bedingungslose Hingabe stets so unverstanden blieb.
In einem Stadtführer aus dem 19. Jahrhundert (Halle und Umgebung; 1888) ist zu lesen, dass ihr auf der Peißnitz ein Denkmal errichtet wurde, wobei leider nicht angegeben wird, wo genau. Da aber von anderen älteren Steinsetzungen auf der Peißnitz nichts bekannt ist, kann es sich nur bei dem Stein im Gimritzer Gutspark um das besagte Denkmal handeln. Über seine frühere Gestalt konnten wir bisher nichts in Erfahrung bringen. Vermutlich trug er wie der Luisenstein in Weißenfels früher eine Gedenktafel. Geschaffen wurde er von halleschen Freunden der Dichterin, ist also schon weit über 150 Jahre alt und damit eines der ältesten Denkmäler in Halle. Obwohl sie sich vermutlich unterhalb des Hauses von August Lafontaine, also am Neuwerk ertränkte, nannte man im Volksmund einen Felsen an den Klausbergen Brachmann-Felsen.