Die Geschichte Halles ist mit den verschiedensten Namen verbunden und als man das 1200jährige Jubiläum der Ersterwähnung feierte, gab es sogar die Überlegung, 1200 Namen zusammenzutragen. Dennoch fallen einem spontan oft nur Händel und Gentscher, Francke und vielleicht noch eines der halleschen Originale wie Zither Reinhold ein. Der „Hallesche Bach“ hingegen war schon immer ein wenig am Rande, dabei nennt die Allgemeine Deutsche Biographie diesen ältesten Sohn Johann Sebastian Bachs (1685-1750) einen „berühmten Musikus“.
Wilhelm Friedemann Bach wurde 1710 in Weimar geboren, kam mit dem Vater nach Köthen und Leipzig, absolvierte dort auch seine Ausbildung und ging dann 1733 nach Dresden, von wo aus er 1747 nach Halle kam, da die Stelle des Organisten der Marktkirche frei geworden war. Auch hier blieb er länger als ein Jahrzehnt, begann aber aufgrund eines Alkoholproblems seine Arbeit zu vernachlässigen und wurde mehrfach durch die Kirchenbehörde getadelt, so dass er 1764 freiwillig seine Stelle aufgab. Da seine beiden Nachfolger jeweils nach kurzer Zeit starben, bot er sich für die verlassene Stelle 1768 selbst an, wurde aber abgelehnt und begab sich nach Aufenthalten in Göttingen und Braunschweig im Jahr 1774 nach Berlin, wo er zehn Jahre später verarmt starb, nachdem er erneut hilfreiche Hände enttäuscht hatte.
Trotz dieses deprimierenden Lebenslaufes und des übermächtigen Schattens des Vaters hat sich Bach aber einen gewissen Namen gemacht, denn neben seiner Tätigkeit als Organist schuf er auch Kirchen-Kompositionen sowie Instrumentalwerke.
Seit der Sanierung in den Jahren 1987 bis 1989 fristete das ehemalige Wohnhaus ein trauriges Dasein. Anlässlich seines 300. Geburtstages wurde es als Museum für den Musiker eingerichtet. An seiner Außenfassade befindet sich eine Gedenktafel mit der Inschrift:
In diesem Hause wohnte
Wilhelm Friedemann Bach
der geniale Sohn
des Thomaskantors
in den Jahren 1764-1770
Auch in Berlin und Weimar wird mit Tafeln an Wilhelm Friedemann Bach erinnert.