Der einflussreiche August Hermann Francke (1663-1727) war mit seinen zahlreichen Ämtern ein so schwieriger Fall, dass die St. Ulrich-Gemeinde darauf bestand, dass er in ihr Pfarrhaus umzieht, als er auch hier Pfarrer wurde. Man wollte damit unbedingt verhindern, dass der Eindruck entstünde, die Pfarrei St. Ulrich sei lediglich eine Filialgemeinde der Pfarrei St. Georgen in Glaucha, wo Francke ebenfalls Pfarrer war und nicht nur seine Stiftungen gegründet hatte, sondern auch lebte.
Dieser erzwungene Umzug sorgte für einigen Ärger im Hause Francke und seine Frau weigerte sich über Monate hinweg, ihrem Mann in das neue Domizil zu folgen, weil sie sich im bisherigen Wohnhaus (dem späteren Direktorenhaus der Franckeschen Stiftungen) wohlfühlte. Heute ist von diesem Unmut nichts mehr zu spüren und eine eigene Gedenktafel erinnert an dem Gebäude neben der Ulrichskirche an die Anwesenheit Franckes. Sie trägt die Inschrift:
Der Herr ist meines Lebens Kraft
vor wem sollte mir grauen.
Hier wohnte Aug. Hermann Francke Pfarrer an St. Ulrich
1715-1727
Die Tafel wurde anlässlich des 200. Todestages Franckes angebracht. Auch an anderen Häusern Franckes, der seit 1692 in Halle lebte, befanden sich solche Gedenktafeln, etwa am abgerissenen Gebäude Mittelwache Nr. 7 in Glaucha. An Francke erinnern die Amphore und ihre Kopie sowie das Denkmal in den Franckeschen Stitungen.