Dr. Otto Eduard Vincenz Ule (* 22.01.1820 in Lossow, † 07.08.1876 in Halle (Saale)) war ein Schriftsteller im naturwissenschaftlichen Bereich, Kommunalpolitiker und Begründer sowie erster Kommandant der ersten hallischen Freiwilligen Feuerwehr. Letzteres brachte ihm die Bezeichnung des „Begründers des modernen Brandschutzes“ ein.
Ule war der Sohn eines Predigers. Er studierte ab 1840 an der Universität Halle Theologie, wechselte jedoch recht bald zu Naturwissenschaften und insbesondere zur Mathematik. Nachdem er 1845 sein Oberlehrerexamen erlernte, promovierte er zwei Jahre später erfolgreich.
In die Lokalpolitik gelangte er kurze Zeit später während der bürgerlichen Revolution von 1848. Sein Engagement für die Demokratie führte zu Konflikten mit den preußischen Behörden. Er wurde wegen Majestätsbeleidigung zu einer Gefängnisstrafe verurteilt und vom Schuldienst ausgeschlossen. Ule wechselte an die private „Agricultur-Fortbildungsschule“ im Saalekreis und lehrte dort bis zu deren Auflösung im Jahr 1851. Sein Werk „Das Weltall“ entstand in dieser Zeit. Im Jahre 1857 wurde Ule als Mitglied in die Leopoldina gewählt.
In den 1860er Jahren gründete Ule die Fortschrittspartei und war ihr Abgeordneter in der Stadt Halle (Saale) von 1863-1865. Sein soziales Engagement lebte er u. a. als Aufsichtsratsvorsitzender des gemeinnützigen „Halleschen Wohnungsvereins“ aus, indem er gegen die Wohnungsnot kämpfte.
Am 28.09.1868 erfolgte dank seiner Bemühungen die Gründung der ersten Freiwilligen Feuerwehr in der Stadt Halle (Saale), zu deren Kommandant er kurze Zeit später gewählt wurde. Wenig später gründete er ebenfalls den ersten hallischen Turnverein, der jener Feuerwehr unterstellt war und akquirierte rege Mitglieder.
Ule setzte sich für die Verbesserung der technischen Ausstattung der Feuerwehr ein und initiierte beispielweise eine Spendenaktion zur Beschaffung einer Feuerspritze. Auf sein Bestreben erhielt Halle 1869 eine „Feuerordnung“, die auch die Turnfeuerwehr beinhaltete. Im gleichen Jahr gründete er die „Rettungskompanie“, deren Aufgabe es war, Leben und Besitzstände aus brennenden Gebäuden zu bergen.
Im Jahre 1871 stellte Otto Ule zahlreiche Thesen auf und verwahrte diese an einem seiner Auffassung nach sicheren Ort. Sein Wille war es, diese 100 Jahre später zu bergen und zu lesen. Nur fünf Jahre später, 1876, verstarb Ule. Am 6. August wurde er während eines Rettungseinsatzes in der Großen Ulrichstraße von einem herabfallenden Stein so unglücklich getroffen, dass er am Folgetag starb. Seine Beisetzung auf dem Nordfriedhof fand unter großer Anteilnahme aus der Bevölkerung statt.
Ules Vermächtnis, seine Thesen, wurde 2007 auf Initiative der Berufsfeuerwehr Halle (Saale) unter dem Gedenkstein der Friedens-Eichen geborgen. Das Papier war aufgrund des Alters und der Witterungsbedingungen so stark zersetzt, dass nur das Wort „Gerechtigkeit“ entziffert werden konnte.
In Gedenken an Ule fertigte der Leipziger Künstler Martin Roedel im Jahr 2007 eine Aluminium-Büste an, die im Eingangsbereich der Feuerwache Halle-Neustadt auf einem Sockel dauerhaft ausgestellt ist.