Karl Weise (1813-1888) kam aus einfachen Verhältnissen, weshalb er nie eine höhere Schulbildung genießen konnte. Als Sohn eines Zimmermanns wurde er Drechsler in Bad Freienwalde und übte diesen Beruf sein ganzes Leben lang aus.
Das allein hätte ihm sicher keine Gedenktafeln in der Kleinen Ulrichstraße eingebracht. Doch zeichnete ihn auch ein starker Wissenshunger aus. Dieses angeeignete Wissen verwandelte er in Literatur, vor allem in Gedichte, aber auch in Erzählungen. Da diese nicht zur Hochliteratur gezählt werden hat sich die Bezeichnung "Volksdichter" für ihn durchgesetzt. Die Überhöhung als "Freienwalder Hans Sachs" fand hingegen schon Ludwig Fränkel (1896) übertrieben, der das Wirken von Weise in seinem Artikel für die ADB 41 recht kritisch beleuchtet hat. Dennoch attestiert auch er ihm Talent und die Fähigkeit, Stimmungen sehr genau einzufangen.
Seine Handwerkergeschichten sind oft autobiographisch geprägt und werden von Fränkel "volkstümlich" genannt, andere Veröffentlichungen sind vom Patriotismus geprägt. Dennoch ist es bezeichnend, dass man ihn acht Jahre nach seinem Tod noch für so bedeutsam hielt, dass man ihn in die Allgemeine Deutsche Biographie aufnahm und so findet auch Fränkel, aus dessen Artikel die meisten hier wiedergegebenen Informationen stammen, schließlich ein positives Gesamturteil indem er sich dem Titel der Monographie von St. v. Napolski anschließt: Karl Weise, ein Sänger nach dem Herzen des Volkes.
An seinem Geburtshaus erinnert seit dem 100. Geburtstag eine Gedenktafel an den Schriftsteller, die vom Männergesangsverein Halle bereits zwei Jahre zuvor gestiftet wurde. Außerhalb des Gesichtsfeldes der Passanten der schmaleren Kleinen Ulrichstraße, fällt sie den wenigsten Menschen auf, so dass mittlerweile eine zweite Gedenktafel angebracht wurde, die unter anderem auch auf die ältere Tafel hinweist. Sie stammt aus der Reihe der Juramarmortafeln, die sich an vielen Gebäuden der Altstadt befinden und die mit den immer gleichen Worten "Hier wohnte" beginnen, würdigt aber auch die Architektur des Hauses. Laut dieser wurde die erste Tafel sogar noch ein Jahr früher, nämlich im Jahr 1910 angebracht, als das Geburtshaus Weises, eine Essigfabrik, durch einen Neubau ersetzt wurde, was aber durch den Text unwahrscheinlich wirkt.
Eine sehr viel wohlwollendere Würdigung Weises durch Hainer Weißpflug findet sich in der Berlinischen Monatsschrift aus dem Jahr 1999 im Heft 3, in der das Leben und der Mensch Weise im Vordergrund stehen. Auch Walter Müller (Sonntagsnachrichten) und Ingeborg von Lips (Mitteldeutsches Jahrbuch für Kultur und Geschichte) haben anlässlich des 200. Geburtstages versucht, dem Vergessen entgegen zu wirken. In seinem Hauptwohnort Bad Freienwalde erinnert ein Denkmal an ihn, in mehreren Städten wurden Straßen nach ihm benannt.