Noch ausladender als die Gedenkanlage für die Kämpfer für den Sozialismus auf dem Südfriedhof ist die auf dem Gertraudenfriedhof, bei der die Gedenksteine für die „Kämpfer für Frieden und Sozialismus“ von einem Obelisken überstrahlt werden. In einer Art Doppelanlage bilden diese Gedenksteine zudem ein langgezogenes Rechteck mit der anschließenden Gedenkanlage für die ausländischen Opfer des Faschismus, die zeitgleich entstand. Deren teilweise Anonymität löste man dadurch, dass man jedem Herkunftsland einen Stein setzte, so dass individuelles und allgemeines Gedenken hier miteinander verschmelzen.
Unter den halleschen Gedenkanlagen für die toten deutschen Sozialisten ist diese die umfangreichste. Gedacht wird hier offenbar der verdienten Sozialisten, die seit 1881 gestorben sind, der Kriegstoten sowie der Mordopfer der Zwischenkriegszeit. Auf insgesamt 24 Steinen finden sich die Namen von 241 Toten, von denen die meisten, genauer gesagt 132, nach 1949 verstarben. Die Mehrheit der links und rechts angeordneten Steine tragen zehn Namen, einer ist jedoch unbeschriftet, ein anderer hat aus Platzgründen nur acht Namen. Die beiden neben dem Obelisken platzierten Steine erinnern an 33 Opfer des Kapp-Putsches (1920), darunter Willi Zschammer. Auch der Opfer des „Blutsonntags“ (1925; darunter Fritz Weineck) wird mit einem eigenen Stein gedacht. Dieser ist folgendermaßen gestaltet:
Von der Polizei-Soldateska am 13. März 1925
im "Volkspark" ermordet:
Erich Dietze Elfriede Klett
Hans Dittmar Walter Naumann
Kurt Eichel Fritz Müssel
Wilhelm Härtling Agnes Poppe
Fritz Weineck
Am 16. Juni 1925 starb an den erlittenen
schweren Verletzungen
Karl Fiedler
Da es neben der Gedenkstätte auf dem Südfriedhof auch auf dem Gertraudenfriedhof bereits eine Gedenkplatte für die sozialistischen Opfer von Gewalt von 1920 bis 1945 gab, sollte mit dieser zweiten Anlage wohl alles zusammengeführt werden, wobei die Vermengung von Opfern von Massakern, Morden, Hungertoden, Kämpfen, Hinrichtungen, KZ-Toden und in Friedenszeiten friedlich Entschlafenen nicht sonderlich gelungen wirkt. Dazu kommt, dass durch die große Anzahl von Nachkriegstoten – gerade auch durch die Verknüpfung mit der Anlage für die ausländischen Opfer – eine völlig schiefe Gewichtung der Gesamtanlage entsteht, bei der knapp 1.000 Tote (Sowjetunion) genauso durch einen Stein repräsentiert werden, wie acht in den späten 1960er Jahren in der DDR verstorbene Menschen, die noch Jahrzehnte des Friedens erleben konnten. Doch dieses Problem kennzeichnet viele Gedenkanlagen, da es oft schwierig ist zu entscheiden, wer sich als würdig erwiesen hat, der Nachwelt in dieser herausgehobenen Position im Gedächtnis erhalten zu werden. Am zentralen Obelisk dieser Anlage steht geschrieben:
Sie lebten
und kämpften
für Frieden
und Sozialismus
Mit dieser Formel hat man versucht, die Gemeinsamkeit der Toten herauszustreichen. Sie verteilen sich wie folgt: ein Stein erinnert an vor dem Ersten Weltkrieg gestorbene Sozialisten, vier Steine an die Toten der 1920er Jahre, vier (mehrheitlich) an das Dritte Reich und vier an die Nachkriegszeit und 1950er Jahre. Zehn Steine nennen die Toten der 1960er bis 1980er Jahre. Einige der Namen auf den Steinen klingen vertraut, da sie in Halle auch als Straßennamen anzutreffen sind, etwa Willi Bredel, Gustav Anlauf oder Julius Ebeling.