Gleich zwei Gedenksteine erinnern in Halle an einen politischen Mord, der sich hier am 3. November 1944 ereignete. Einer befindet sich in der Gütchenstraße, der andere auf dem Südfriedhof. Damals wurde das Urteil eines Scheinprozess gegen drei Priester vollzogen, deren Schicksal den Senatspräsidenten Werner Lueben so sehr bewegt haben soll, dass er den Freitod wählte, um die Todesurteile nicht absegnen zu müssen. Da er zuvor zahlreiche solcher Hinrichtungen vorantrieb und unterschrieb, gibt es an dieser Darstellung Zweifel, doch soll es auch entsprechende Aussagen Luebens geben, aus denen hervorgeht, dass er keinerlei Schuld der Angeklagten sah. Der Stein auf dem Südfriedhof trägt die Inschrift:
Als Opfer der ungerechten Gewalt
starben in Halle am: 13. 11. 1944
die Priester: Dr. Karl Lampert -
Friedrich Lorenz - Herbert Simoleit
Sie wurden sechs Monate vor Kriegsende hingerichtet, weil ihnen „Zersetzung der Wehrkraft“, „Feindbegünstigung“ und “Rundfunkverbrechen“ (Hören von „Feindsendern“) vorgeworfen wurden, die so gar nicht stattfanden, sondern von einem Spitzel erfunden wurden, der damit seine Aufnahme in die Waffen-SS erreichen wollte und selbst vor Gericht unter falschem Namen auftrat. Die drei Geistlichen wurden in Stettin verhaftet, wo Carl Lampert als Provikar und stellvertretender Bischof, Herbert Simoleit (1908-1944) und Friedrich Lorenz (1897-1944) als Kaplane wirkten. Sie wurden in verschiedenen Prozessen verurteilt, wobei die Richter zunächst (Dezember 1943) kein Todesurteil unterzeichneten. In einem zweiten Prozess wurde dieses aber im Juli 1944 im Reichskriegsgericht Halle-Torgau ausgesprochen, was an dem Selbstmord Luebens scheiterte. Daher zog man neue Richter hinzu und bekräftigte das Todesurteil im September 1944 erneut.
Die Geistlichen wurden im Roten Ochsen mit dem Fallbeil enthauptet und gelten daher in der katholischen Kirche als „Blutzeugen“ (Glaubenszeugen) und wurden in das "Deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts" aufgenommen, das knapp 900 Personen umfasst. Carl Lampert (1894-1944) wurde 2011 seliggesprochen. Im Gegensatz zu den Bischöfen waren ihre Stellvertreter im „Dritten Reich“ nicht vor der Strafverfolgung geschützt. Dennoch trat Lampert den Richtern so mutig entgegen, dass er als ideales Beispiel eines glaubenstreuen Mannes dienen kann. Selbst vor Gericht war er nicht bereit, Adolf Hitlers Machwerk „Mein Kampf“ über das Evangelium zu stellen, wie Protokollauszüge belegen.