Mahnmale erinnern oft an Opfer von Gewalt, so auch ein am 14. September 2015 enthülltes Denkmal in der Kleinen Klausstraße. Es wurde gegenüber dem einstigen "Hotel Zum Kronprinzen" errichtet und besteht aus einem Stein und einer Texttafel. Es erinnert an die Vorgänge in der damaligen "Poliklinik Mitte" in den 1960er und 1970er Jahren, als hier eine geschlossene Abteilung für Geschlechtskrankheiten bestand, was dem Gebäude den Beinamen "Tripperburg" einbrachte. In dieser Abteilung wurden Frauen massiv unter Druck gesetzt, gequält und misshandelt. Belegt sind unter anderem die Kahlscherung, Zwangstätowierungen, die Übernachtung auf einem Hocker, lähmende Spritzen oder auch brutale gynäkologische Untersuchungen.
Untersucht wurden die Vorgänge von Florian Steger, der sie unter dem Titel "Disziplinierung durch Medizin" im Januar 2015 veröffentlichte. Die Abteilung befand sich in der zweiten Etage gen Innenhof und war zusätzlich mit Gittern vor Fenstern und Türen versehen. Ziel der Maßnahmen war eine Umerziehung von "nicht-systemkonformen" Kindern und Frauen, die teils ohne Geschlechtskrankheiten eingewiesen wurden. Obwohl die Maßnahmen vorgeblich im Sinne des "sozialistischen Zusammenlebens" stattfanden, waren sie auch nach DDR-Recht nicht zulässig, was wohl zur späteren Schließung der Abteilung im Jahr 1982 beitrug.
Die Aufarbeitung der Vorkommnisse begann im Jahr 2000 im halleschen Verein "Zeitgeschichten", der mehrere Fälle zusammentrug und bei ersten Recherchen die Hausordnung aus dem Jahr 1963 entdeckte, die die Strafen aufzählte, die der leitende Arzt anordnete.
Die Gedenktafel, die die Stiftung Rechtsstaat Sachsen-Anhalt beisteuerte berichtet:
Zwischen 1961 und 1982 befand sich in der Kleinen Klausstraße 16 die
geschlossene Venerologische Station des Stadtkrankenhauses Poliklinik Mitte.
Frauen und Mädchen (ab dem 12. Lebensjahr) wurden unter dem Verdacht einer
Geschlechtskrankheit - in vielen Fällen jedoch ohne medizinische Notwendigkeit,
zudem ohne Aufklärung und Einwilligung - hier eingewiesen.
Sie wurden menschenunwürdig behandelt
und sollten zu "sozialistischen Persönlichkeiten" umerzogen werden.
Sie wurden dadurch folgenschwer verletzt.
Zur Erinnerung an dieses Unrecht und zum Gedenken an die betroffenen
Frauen und Mädchen wurde dieser Stein aufgestellt.